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Wie man sich einen Taco verdient

Liebste Grüße aus Mexico!

Mit Alan Tovar Prado kam ich vor einigen Wochen bei der Next Generation Food in Berlin am leeren Samovar ins Gespräch, wir warteten beide auf frisches heißes Wasser. Nachdem ich meine Reisepläne erwähnt hatte, schwärmte er sofort von mexikanischem Essen und wie aufregend die Sonntage seiner Kindheit bei den Großeltern für ihn waren, jede Woche ein Riesenereignis. Alan stammt aus Toluca, heute noch 60 Kilometer von Mexico City entfernt, könnte in zehn Jahren aber in direkter Nachbarschaft liegen, sagt er. Mittlerweile hat es ihn nach Leipzig verschlagen und er kann es kaum erwarten dort demnächst sein erstes Restaurant zu eröffnen. Was es da wohl geben wird? Von seinen Plänen erzählt er uns nächstes Mal, hier erst mal die Geschichte, wie es ist nach Freiburg zu ziehen und deutsch zu lernen, Bitteschön Alan:

Vor vier Jahren kam ich nach Deutschland. Liebe hat meiner Zukunft diese Richtung gezeigt und meine Neugier hat sich über neue Horizonten gefreut. In diesem Moment (27 Jahre alt) war es einfach die Entscheidung zu treffen. Eine neue Etappe meines Lebens hatte angefangen. Es klingt romantisch, ich weiß.

Eine lange Zeit brauchte ich um mich an Deutschland gewöhnen. Zu Beginn musste ich die Sprache lernen, einen Prozess den immer noch läuft und hat keine Ende, anscheinen. Das erste Jahr habe ich ein FSJ in einer Kita gemacht. Ich hatte nichts mit Kindern zu tun, auch kein kleines Kind in meine familiäre Umgebung. Das war eine doppelte Herausforderung: Windeln wechseln auf Deutsch!

Die Küche der Kita war meine Schutzhütte. Ich habe sehr viel genossen als Pferd der Kinder zu spielen aber das war nie mein Fach. Anstatt dessen kochte ich. Ich war der einzige Mann und auch der einzige Ausländer dort. Bei Spielen spielte ich stärker, beim Kochen kochte würziger. Ich muss bekennen, manche mal haben die Kinder fast nichts gegessen, meine Kollegen mussten alles essen aber die Augen lügen nicht.

Schönen Momente waren die Ausfluge zum Markt vor dem Münster; hübsch, idyllisch. Bevor Deutschland waren Märkte für mich einen Andrang der Farben, Gerüche, Klänge. Menschen wie Ameisen, ein Raserei um das Essen. Schönes Chaos!

Das alles habe ich ein ganzes Jahr genossen, gehasst… einfach sehr intensiv erlebt. Nach diese Erfahrung bleiben überall in meine Erinnerungen, Gefühle und Affekt. Kochen-und-Essen ist eine Langzeit-Prozess. Das heißt, es gibt eine Analyse, einen Plan, eine Vorbereitung und eine Durchführung, eine Ausstellung und so weiter bis den Nachtisch.

So habe ich Kochen-und-Essen mein ganzes Leben verstanden, bis jetzt, immer noch. Durch dieses Prozess habe ich die Welt entdeckt. Symbolisch dafür waren Sonntage bei der Oma, ewig lange. Es gab Mole, ein typisches pre-hispanisches Essen, Paella oder tausende andere Möglichkeiten, wessen Vorbereitung begann einen Tag früher.

Was essen wir am Sonntag? Die Frage wurde am Freitag gestellt und Samstag früh die Entscheidung getroffen. Einer war verantwortlich für Obst und frisch gepresst Saft, eine für Tortillas und Brot und so weiter. Für uns Kinder bedeutet dieses Plan große Tüten zu tragen, hunderte Zutaten zu probieren, schöne und nicht zu schöne Gerüche, laute Volksmusik, die alle Verkäufer leise trällern und danach darf man ein Taco in der Hand nehmen und schnell essen. Am Ende hat man vielleicht einen Spielzeug verdient, es hängt davon ab, wie oft man sich beschwert hat.

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